Freitag, 23. März 2012

Die ideale Stadt und das herrliche Leben!

Ja, in Panicale wollten wir noch die Endurotour miterleben. Morgens um 8.00 Uhr wurden wir durch Geknetter um uns rum geweckt: Enduros in Geländewagen und auf Trailern- unser Parkplatz wurde als Sammelplatz genutzt.

Anders als üblich sprang Geert sofort aus seinem Bett, wollte sogar morgens schon Tessa auslassen... Geert war in seinem Element! Für diejenigen, die ihn nicht so gut kennen: Geert hat früher selbst Endurorennen gefahren und es kribbelte wieder..... Da er kein Motorrad zur Verfügung hatte, konnte er nur Fotoshoots nehmen.

Die Endurotour in Panicale startet an unserem Stellplatz (unser Womo ist links in der Mitte im Bild)
Während Geert sich mit den Enduros beschäftigt, bekomme ich eine private Führung durch die kleinen Museen von Panicale. 

Das Matyrium des heiligen Sebastian von Pietro Vannucci, 1505

Wunderschöne gestickte Spitzen mit dem teuren Namen "Ars Panicalensis"
Noch einen letzten Kaffee in unserem Stammcafé. Fernando probiert doch noch, uns ein Appartement zu verkaufen... vergeblich! Wir lieben das freie Leben (und einander).


Kaffee mit Blumenschmuck in unserem "Stammcafé": Bar dél Gallo in Panicale
Auf dem Weg nach Orvieto lernen wir einige Dörfer kennen, indem wir Fragezeichen-Caches lösen. Anhand von Fotos werden wir durch die Dörfer geschickt und suchen zugehörige Details, bis wir letztendlich die Koordinaten berechnen und den Cache finden können.
Immer wieder schön, die Kirchen in Italien!
Dörfer können so schön sein!
In Orvieto haben wir einen Stellplatz am Stadtrand gefunden. 200m entfernt konnten wir mit einer Seilbahn (funicolare) hoch in die Stadt fahren.
Aber, erst mussten wir noch ein anderes Problem lösen. Seit einigen Tagen lief ein Reifen vom Womo langsam leer. Geert hatte schon einiges an Fitness-Training hinter sich, um ihn wieder auf zu pumpen. Bei einer Toyotawerkstatt in Orvieto konnte man uns helfen. Wie das heutzutage gemacht wird, hat mich schwer beeindruckt. Der Reifen wurde nichtmal von der Felge abgenommen...
Platter Reifen... durch einen Nagel verursacht!
Nagel raus- Loch grösser bohren- spezielles Gummiband einfädeln- dieses mit Leim einschmieren- in den Reifen drücken (ORANGE)- Rest abschneiden. Irre!
Unsere erste grosse Wäsche, seit wir wieder unterwegs sind
Auf dem Stellplatz in Orvieto haben wir mehrere Waschmaschinen laufen lassen- war dringend nötig. Der besonders nette Stellplatzbesitzer (wie er in Stellplatzbeschreibungen im Internet charakterisiert wird) hat mir bei jeder Waschmaschinenfüllung und -Leerung auf die Finger geguckt bzw. ist mir zur Hand gegangen. Dieser Mann konnte allerdings seine Finger auch nicht zuhause halten! Jedes Mal wenn er mich sah musste er mir sagen, wir hübsch er mich fand... fing plötzlich an auf Tuchfühlung zu gehen und mich zu betouchen. Ein deutliches "no" machte überhaupt keinen Eindruck auf ihn! Puh! Nennt man das italienische Freundlichkeit?
Orvieto ist eine interessante Stadt mit schönen Plätzen, beeindruckenden Gebäuden und vielen Cafés.
Der Dom von Orvieto (vom Torre del Moro aus fotografiert)
Die beeindruckende Fassade des Doms in Orvieto mit Mosaiken...
... und Reliefs
Wunderschön, der Domplatz- mit Blick auf einen Torre
In Orvieto hat uns die geführte Tour 'Orvieto underground' auch sehr beeindruckt. Eigentlich hatten wir keine Idee, auf was wir uns einlassen würden. Ja, es würde kühl sein, also angenehm- denn in der Stadt war es heiss- bestimmt 24 Grad!
Orvieto underground
Die Dame, die die Führung leitete, konnte spannend erzählen:  
Im Mittelalter hat man in Orvieto die Häuser auf einen Berg gebaut, der aus vulkanischem Gestein besteht. Waren die Häuser fertig, wurde unter den Häusern weiter gearbeitet: Man baute Keller, indem man das Lavagestein weg hämmerte. Die "caves", wie man die Keller nennt, wurden für unterschiedlichste Zwecke u.a. als Olivenölmühlen und Weinkeller genutzt.  Was weggehämmert worden war, liess sich als eine Art Zement verkaufen- zusätzlich eine nette Einnahmequelle. Auf diese Weise gibt's eine Stadt unter der Stadt Orvieto- wobei nur wenige Keller miteinander verbunden sind.
Jeder Keller hat einen eigenen Brunnen, so waren die Haushalte auf den Kriegsfall vorbereitet. Die Brunnen sind alle rechteckig, haben die gleichen Masse, die gleiche Art in die Wand gehauener Leitern, damit die Arbeiter abends nach der Hackerei wieder nach oben klettern konnten (unglaublich... im heute so unorganisierten Italien, hihi). Manche caves wurden auch als Taubenschlag genutzt, ebenfalls um im Kriegsfall Fleisch im Haus zu haben.
Unterirdischer Taubenschlag, mit Treppe zum Nachbarkeller
An anderer Stelle in Orvieto gibt es einen beeindruckenden Brunnen, der zu besichtigen ist. Mit dem St.Patrick Brunnen sollte Orvieto in Notzeiten (z.B. im Falle einer Belagerung) mit Wasser versorgt sein. Eine Besonderheit dieses Brunnens sind die zwei Wendeltreppen, die 62 m tief unter die Erde führen, so dass die Bewohner gleichzeitig hinunter- und hinaufgehen konnten.   Mehr Info- hier klicken

St. Patrick Brunnen in Orvieto
Blick vom Inneren des Brunnens nach oben
Die Wendeltreppe rund um den Brunnen.
Es gibt "die ideale Stadt" nach amerikanischen Forschungsergebnissen, und diese Stadt liegt in Italien: Todi!
Wir sind hin gefahren- ja, die Stadt ist nett, liegt auf einem Berg, die Luft ist gut, es gibt genug Getreide, Fleisch und Wein... vielleicht gibt's noch andere Kriterien. Besonders sympatisch finde ich für Italien die renovierungsbedürftigen Kirchen in Todi! Vielleicht macht das eine Stadt besonders lebenswert?
Eine Seilbahn führt auch in Todi in die Oberstadt
Der Domplatz in Todi

Das Städtchen Nórcia in der Region Marken ist deswegen auffällig, weil alle Häuser niedrig gehalten sind- hier dürfen die Häuser maximal 12,50m sein (Erdbebengebiet). Die vielen Feinkostläden, die Wurst, Schinken und Käse verkaufen, heissen inzwischen nicht nur hier 'nórcineria', sondern in ganz Italien.
Und wieder findet Tessa es sehr spannend, einen ruhigen Kumpel zu treffen. Geert ist skeptisch... hält Tessa lieber kurz.

Die Basilica di San Benedetto (re) und der Palazzo Comunale (li,  heute die Touristeninformation) in Nórcia
Schöne Aussichten bei einsetzender Abenddämmerung!